Sonntag, 2. Oktober 2011

Die ersten Tränen

Und verwirrend, perfekt püntklich, hatte ich nach genau einem Monat meinen ersten emotionalen Zusammenbruch. Das verwirrendste daran ist aber, dass es keinen Grund gibt. Absolut keinen. Ich verstehe mich super mit allen in der Familie und Elise ist eine meiner engsten Freundinnen geworden. Ich habe so viel Spaß mit ihr und sie bringt mich so zum lachen, dass mir danach alles wehtut. Und ich habe noch Marie, die mir jetzt das erste Liebesgeständnis unter Freunden gemacht hat. Ja, das klingt komisch, ist aber so. Das war folgendermaßen: Ich war in St Etienne, ganz alleine und stand an der Haltestelle. Auf einmal tauchte ganz nah vor mir ein hübsches Gesicht mit großen, warmen brauen Augen und einem niedlichen Lächeln mit Zahnlücke auf. Es war Marie die mich an den Schultern gepackt hatte und mich verwundert und begeistert anlachte. Sie fragte mich, was ich so allein hier mache und meinte dann (jetzt kommts), dass ich ihr das nächste Mal bescheid sagen soll und dann gehen wir zusammen in die City. Ja, das erste Freundschaftsgeständnis, sozusagen. So habe ich wirklich überhaupt keine Ahnung, was mein Auslaufen verursacht hat. Vielleicht war es aber, so unwahrscheinlich es auch ist, auch einfach die Tatsache, dass ich meine liebe Freundin vermisse. Das was sie mir erzählt hat, was wir früher meist zusammen erlebt haben, ihr Lachen zu hören, ohne neben ihr zu sitzen, sie erstaunt anzugucken, ohne sie schütteln zu können und ohne ihr kreischend die Hände zu zerquetschen. Das war es wohl und so endete ich dann mit einer Klopapierrolle und starrte mit verquollenen Augen auf den Bilschirm meines Netbooks. Und jetzt, jetzt sitze ich im Wohnzimmer und bin innerlich wieder ausgeglichen, alle Wogen geglättet. Wahrscheinlich habe ich das gebracht, das Weinen. Einfach um ein paar Emotionen rauszulassen, die ich für mich behalten habe. Wie das eigenartige Gefühl betrogen zu werden, wenn sich deine Freunde in Dresden auf einmal andere Freunde etc. suchen. Oder das Heimweh, das ich trotz allem habe, wenn ich tief in micht reinschaue. Die Enttäuschung über mich selbst, wenn ich mich nicht so ausdrücken kann, wie ich will. Und vielleicht auch die Verwirrung, ausgelöst durch die männliche (französische!) Bevölkerung meines Gymnasiums. Ein großes Durcheinander, dass jetzt genauso ordentlich ist, wie mein Zimmer. Hier in Frankreich natürlich. Wenn es so aussehen würde wie zu Hause, adios! Also bin ich im Großen und Ganzen glücklich. Ich freue mich sogar auf morgen, auf die Schule. Irgendetwas passiert hier mit mir. Ich hab das Gefühl, das das nur der Anfang ist und ich weiß nicht, welches Durcheinander und welche darauffolgende Klarheit noch auf mich zukommen werden. Aber ich erwarte die beiden ungeduldig und mit leichtem Herzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen