Dienstag, 4. Oktober 2011

Aufmerksamkeit

Montag (schon eine Woche her! Ich komme einfach nicht zum schreiben!) war wahrscheinlich der verwirrendste Tag, den ich am Claude Fauriel je hatte.
Eigentlich begann alles damit, dass vor Marie und mir auf einmal der hübscheste Junge der Schule (Tony) auftauchte und wir uns ihm am liebsten vor die Füsse geworfen hätten. Da wir aber doch ein bisschen Würde besitzen, haben wir uns damit begnügt, uns mit grossen Augen anzuschauen und einen Kreischanfall zu unterdrücken. Marie rammte mir den Ellenbogen in die Seite und ich bin sicher? dass sie mich auch geschüttelt hätte, wenn hinter uns nicht eine Woge Menschen angeschwappt kam, die auch die Treppe hinunter wollten. Marie war also ganz aus dem Häuschen, während ich versucht hab cool zu bleiben und ihre Stupser zu ignorieren. Leider kam das nicht allen in den Sinn und, warum auch immer, musste gerade ein Freund von Schnucki-Tony das bemerken. Er stürmte an uns vorbei und rief ihm dröhnend hinterher: "Pilou!!!" Als ich sah, wie er sich zu ihm beugte und ihm aufgeregt etwas ins Ohr flüsterte, wollte ich mich am liebsten auf den Boden fallen lassen und von der Menschenmasse zertrampelt werden. Als ich mich dann dazu entschieden hatte, mein Leben doch weiterzuleben, konnte ich nicht damit aufhören, den Teufel an die Wand zu malen. Jetzt haben wir es für immer und ewig verkackt und sie werden uns jetzt die ganze Zeit auslachen. Und tatsächlich, als wir dann vor der Scule bei unserer Klasse standen, fühlten wir uns leicht angestarrt und vor allem ich mich ausgelacht. Schließlich verließ mich dann mein Mut, als ich ganz alleine, ohne Marie an der Gruppe vorbei. Und die Gruppe ist groß, sehr gut. Man entkommt ihr nicht, die sind überall! Ich war schon darauf gefasst, hämisches Lachen von links zu hören, aber statt dessen wurde ich angesprochen und wurde wie Rotkäppchen von meinem Weg abgebracht. Tja, pessimistisch wie ich bin, habe i9ch natürlich ein paar gemeine Kommentare erwartet, die mich 10 Meter weiter zum Weinen bringen würden, aber nein. Es war eine Frage, die so simpel wie kompliziert war. "Kennst du unseren Freun mit den Locken und der Brille?" Wie ein Blitz schlug die Frage in meinen Kopf ein und betäubte mein Gehirn. So brachte ich nur ein: "ähhh, nein. ach, doch, ich glaube schon." raus. Aber wie sollte ich mich auch konzentrieren, wenn Tony da war und mich mit seinem undurchdringlichen Blick fixierte? Das Gespräch lief dann daraus hinaus, dass mich dieser Junge mit den Locken hübsch findet und dass ich gefragt würde, ob ich mich für ihn interessiere. Ich wand mich damit heraus, dass ich ihn ja gar nicht kennen würde und rettete mich mit einem kleinen "Ich muss jetzt", bevor mein Kopf rot wie eine Tomate werden konnte. Was ich davon halten sollte, wusste ich noch nicht.
Die ganze Woche wurde ich dann von Kichern begleitet und ich spürte die Blicke an mir kleben. Ob sie nun getuschelt, gelacht oder sich nur Blicke zugeworfen haben, ich hatte kein Problem damit. Erschreckenderweise fand ich es sogar gut. Ja, ich bin wohl doch ein Mädchen, dass sich gerne in Aufmerksamkeit sonnt.

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